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Ratgeber


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  • Was ist eine Überfunktion?

    Ein Zuviel an Schilddrüsenhormon (T4 und T3 oder T3 alleine) im Blut.

  • Was bewirkt das Zuviel an Schilddrüsenhormonen? Welche Beschwerden treten auf?

    Die Schilddrüsenhormone wirken in allen Körperzellen. Daher sind die Beschwerden vielfältig.
    Die geschilderten Beschwerden treten nie in ihrer Gesamtheit auf, meistens stehen wenige Symptome im Vordergrund.

    Allgemeine Beschwerden
    Leistungsminderung, Schwäche, Müdigkeit, Gewichtsabnahme, Wärmeempfindlichkeit.

    Psyche und Verhalten
    Gesteigerte Nervosität, innere Unruhe, Ungeduld, Schlafstörungen, verkürzte Reflexe.

    Herzkreislaufsystem
    Beschleunigung des Pulses, Steigerung des Blutdrucks, unregelmäßiger Herzschlag, Kurzatmigkeit schon bei kleinen Belastungen.

    Haut und Hautanhangsgebilde
    Warme, samtige Haut, feucht warme Handflächen, Haarausfall, brüchige Fingernägel, Ödembildung (Schwellungen) in den unteren Extremitäten.

    Nervensystem und Muskulatur
    Muskelschwäche, Rückgang der Muskelmasse, feinschlägiges Zittern der Hände, Knochenentkalkung, bis hin zur Osteoporose.

    Magen-Darm-Trakt
    Stuhlveränderungen, häufigere Stuhlgänge, weicherer Stuhl, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, veränderte Eßgewohnheiten (Heißhunger).

    Augen
    Nur bei Basedow: Glanzaugen, erweiterte Lidspalten, Lidschwellungen, Hervortreten der Augen, Rötung und Entzündungszeichen.

    Stoffwechsel
    Gesteigerter Grundumsatz, Gewichtsabnahme (jedoch nicht so häufig wie angenommen), Cholesterinerniedrigung, Anstieg der Leberenzyme, gesteigerter Insulinbedarf.

    Sexualorgane
    Frauen:
    Zyklusstörungen bis hin zum Ausbleiben des Zyklus, Infertilität.

    Mann:
    Impotenz, gelegentlich Gynäkomastie, Anstieg des Sexualhormon bindenden Globulins.

    Schwangerschaft:
    Erhöhte Abortrate.

    Besonderheiten

    Thyreotoxische Krise
    Der Übergang von einer Überfunktion in ein lebensbedrohliches, krisenhaftes Krankheitsbild, kann in kurzer Zeit erfolgen. Dabei kommt es zu einer Verschlechterung der Bewusstseinslage, Apathie, Fieber, Schwitzen, Erbrechen, Durchfällen.

    Hervortretende Augen
    Beim Morbus Basedow kommt es in vielen Fällen zur sogenannten endokrinen Orbitopathie, d.h. sichtbare und spürbare Veränderungen der Augen, zumeist mit Hervortreten der Augäpfel (Exophthalmus).

  • Welche Formen der Überfunktion gibt es?

    Am häufigsten sind

    • Basedow-Überfunktion und
    • Überfunktion bei der sogenannten Autonomie der Schilddrüse (SD).

    Funktionelle Autonomien in der Schilddrüse werden unterschieden in einknotige, mehrknotige oder nicht knotige Formen. Die ein- oder mehrknotigen Formen zeichnen sich dadurch aus, dass vermehrt Hormon gebildet wird.

    Daneben kann eine Überfunktion auftreten, wenn SD-Gewebe zerstört wird und bereits gebildetes Hormon plötzlich in größeren Mengen freigesetzt wird:

    • Hashimoto-Thyreoiditis, besonders zu Beginn
    • Kombination aus Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow, im zeitlichen Wechsel
    • Virusentzündungen
    • Sog. Postpartale Thyreoiditis (nach der Entbindung auftretende Autoimmunthyreoiditis, ähnlich der Hashimoto-Thyreoiditis)
    • durch Medikamente ausgelöste Entzündungen
    • durch Strahlenbehandlung ausgelöste Entzündung.

    Künstliche Überfunktion:

    • Hervorgerufen durch eine zu hohe Zufuhr von Schilddrüsenhormon-Tabletten.

    Durch Jod ausgelöste Überfunktionen:

    • Kontrastmittel- und/oder andere Medikamente mit hohem Jodgehalt können bei vorbestehender, nicht erkannter Autonomie oder Basedow-Krankheit, zu einer plötzlichen Überfunktion führen.
  • Sehr seltene Formen der Überfunktion

    • Sekundäre Überfunktion
      Es wird - zumeist durch ein Adenom der Hypophyse - zuviel TSH gebildet, welches die SD zur vermehrten Hormonproduktion antreibt.
    • Schwangerschaftsüberfunktion, im ersten Drittel
      Durch eine erhöhte Produktion des Schwangerschaftshormons HCG. Dieses Hormon wirkt ähnlich wie TSH und stimuliert die SD.
  • Welche Untersuchungen werden bei Verdacht auf Überfunktion durchgeführt?

    1. Krankenvorgeschichte mit Fragen zu:

    • familiärer Häufung von Schilddrüsenkrankheiten
    • körperliche und psychische Belastungssituation, Geschwindigkeit der Entwicklung der Symptome
    • Medikamenten, Augenveränderungen, vorangegangene Untersuchungen (z.B. mit Kontrastmitteln)
    • den Hauptsymptomen: Gewichtsveränderungen, Herzklopfen, Nervosität, Schwitzen, Wärmeempfindlichkeit, Haarausfall, Stuhlveränderungen

    2. Körperliche Untersuchung

    • Allgemeiner Eindruck, Inspektion und Abtasten der Schilddrüsenregion (Vergrößerung, Knotenbildung)
    • Bestimmung der Größe der Schilddrüse, Messung des Halsumfangs, Beurteilung des Reflexverhaltens, Hautveränderungen, Pulsfrequenz, Blutdruck, Prüfung der Augenbeweglichkeit, Inspektion der äußeren Augenabschnitte, Messung des Grades des Hervortretens der Augen
    • Extremitäten: Ödeme, Myxödem, Tremor.

    3. Welche Labormethoden werden verwendet?

    • Basisdiagnostik
      • basales TSH
      • freies T4
    • erweiterte Diagnostik
      • fT3 oder T3
      • Schilddrüsenantikörper: TSH-Rezeptor-Antikörper, TPO-Antikörper
    • Allgemeine Laborwerte
      • Blutsenkungsgeschwindigkeit, Differentialblutbild, Cholesterin, Blutzucker, Leberwerte, Alkalische Phosphatase (Knochen)

    4. Welche bildgebenden Verfahren kommen zum Einsatz?

    • Ultraschalluntersuchung
      Unterscheidung zwischen Autonomie und Morbus Basedow:
      • Bei der Basedow-Krankheit findet sich häufig eine Echoarmut (dunkles Echomuster im Ultraschall) und eine gesteigerte Durchblutung.
      • Bei der Autonomie finden sich meistens ein oder mehrere Knoten mit zentralen zystischen Veränderungen.
    • Szintigraphie
      Die Szintigraphie ermöglicht die Beurteilung der funktionellen Aktivität und die Frage, wie sich Knoten verhalten.
      Fokale Mehrspeicherungen weisen auf eine uni- oder mehrknotige Autonomie hin, eine stark erhöhte, diffuse Jodmehraufnahme weist auf eine Basedow-Erkrankung hin. Die im Ultraschall nachweisbaren Knoten werden im Szintigramm den entsprechenden Veränderungen zugeordnet.

    • Zusatzuntersuchungen
      Spezialuntersuchungen bei Augenbeteiligung durch einen Augenarzt, EKG, Langzeit-EKG, Echo-Ultraschalluntersuchung des Herzens, Kernspintomographie der Augenhöhlen.

  • Welche Verwechslungsmöglichkeiten gibt es bei der Überfunktion?

    Erhöhte Schilddrüsenhormonwerte können vorkommen, ohne dass eine echte Überfunktion vorliegt:

    • in der Schwangerschaft
    • bei Einnahme von Anti-Baby-Pillen
    • bei genetisch bedingten Veränderungen der Transport-Eiweiße
    • familiär auftretenden Änderungen der Eiweißkonzentration
    • bei Schilddrüsenhormonresistenz
    • bestimmten Lebererkrankungen
    • Veränderungen des Enzyms, welches T4 zu T3 umwandelt.

    Auch viele Medikamente können zu Veränderungen führen, die eine Überfunktion vortäuschen.

    Das bedeutet, dass zur Diagnose einer Überfunktion sowohl die klinischen Beschwerden des Patienten als auch die genaue Beurteilung der Laborwerte unter Berücksichtigung anderer Umstände und Einnahme von Medikamenten gehören.

  • Wie wird eine Schilddrüsenüberfunktion behandelt?

    Es stehen drei Verfahren zur Verfügung:

    • Medikamentöse Behandlung
    • Radiojodtherapie
    • Operation.

    Die medikamentöse Therapie mit Thyreostatika (Schilddrüsen-Blockern) steht bei den meisten Überfunktionen am Beginn der Behandlung. Sie wird bei der Basedow-Überfunktion und auch bei der Autonomie bis zum Erreichen einer normalen Stoffwechsellage durchgeführt. Längerfristige medikamentöse Therapien werden bei der Basedow-Krankheit über ein bis anderthalb Jahre durchgeführt mit dem Ziel einer Heilung der Erkrankung.

    Die Radiojodtherapie wird bevorzugt bei kleineren Schilddrüsen (< 40 Gramm), als

    • Frühtherapie einer subklinischen oder manifesten Überfunktion bei Autonomie
    • Therapie einer wiederkommenden Überfunktion nach thyreostatischer Therapie bei Basedow (ohne Augenzeichen)
    • Rezidivstruma mit Überfunktion bei höherem Operationsrisiko
    • Kontraindikation gegen operative Verfahren
    • Wunsch des Patienten.

    Die Operation wird bevorzugt bei großen Schilddrüsen (> 40 Gramm) und/oder

    • bei zusätzlichen Knoten
    • bei jodverursachter Überfunktion
    • medikamentös nicht zu beherrschender Überfunktion
    • Kontraindikation für eine Radiojodtherapie (Schwangerschaft, Stillen, Kinderwunsch in kürzerem Zeitabstand)
    • Wunsch des Patienten.

    Welches der einzelnen Verfahren zu welchem Zeitpunkt eingesetzt wird, hängt sehr stark vom Einzelfall ab und kann nicht allgemein beantwortet werden. 

  • Gibt es Unterschiede in der Therapie bei M. Basedow und Autonomie?

    Bei der Basedow-Krankheit besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass durch eine längerfristige medikamentöse Therapie eine Heilung erreicht wird. Die Wahrscheinlichkeit liegt je nach Untersucher und Erfahrung zwischen 25 und 40%. Nach etwa einem Jahr wird ein Auslassversuch der Medikation durchgeführt, im Falle des Wiederkommens der Krankheit wird die Behandlung wieder aufgenommen und eine definitive Therapiemaßnahme auf den Weg gebracht.

    Bei der Autonomie der Schilddrüse gibt es keine Heilungschance durch Medikamente, so dass hier von vornherein eine definitive Therapie (Radiojodtherapie oder Operation) angezeigt ist. Die medikamentöse Therapie wird hier nur zur Erreichung oder Normalisierung der Stoffwechsellage vor der definitiven Maßnahme eingesetzt.

  • Wie wird eine medikamentöse Therapie durchgeführt? Welche Präparate gibt es?

    Die wichtigsten Präparate sind Thiamazol, Carbimazol, Propylthiouracil (PTU) und Perchlorat. Die Wirkung von Thiamazol, Carbimazol und PTU beruhen auf der Hemmung eines wichtigen Enzyms für die Kopplung von Jod an Eiweiße (Schilddrüsenperoxidase). Dadurch wird die Hormonproduktion unterbunden.

    Das Präparat Perchlorat hemmt die Jodaufnahme in die Schilddrüse durch Blockade eines bestimmten Transportmechanismus. Die Wirksamkeit der Präparate hängt von ihrer Dosierung ab, vom Schweregrad der Überfunktion und auch von der Jodzufuhr vor/während der Therapie. Je höher die Jodbelastung ist, desto geringer die Wirkung der Medikamente.

  • Wie rasch wirken die Medikamente?

    Die Wirkung ist verzögert, da erst ab dem Zeitpunkt der Einnahme die Neubildung der Hormone unterbunden wird. Bereits gebildete Hormone sind aber - bis zur Entleerung der Speichervorräte - noch im Körper vorhanden.

  • Wie lange dauert es, bis eine normale Schilddrüsenfunktion durch die Medikamente erreicht ist?

    In der Regel dauert die Normalisierung der Schilddrüsenfunktion drei bis sechs Wochen.

  • Wie häufig sind Kontrollen notwendig, wenn medikamentös behandelt wird?

    Die Kontrollen werden zu Beginn der Behandlung in zwei- bis dreiwöchigen Abständen, später in Intervallen von drei Monaten durchgeführt. Dabei werden im Normalfall TSH, fT4 und T3 bestimmt, sowie das Differentialblutbild und die Leberwerte.

  • In welcher Dosierung müssen die Medikamente verabreicht werden?

    Üblicherweise wird mit einer niedrigen Dosierung begonnen, nur bei schwerer Überfunktion sind höhere Dosen notwendig. Nach Erreichen der normalen Schilddrüsenfunktion wird die Dosis schrittweise reduziert. Es wird die niedrigst mögliche Menge angestrebt, bei der die Funktion noch normal ist.

  • Wie lange wird mit Medikamenten behandelt?

    Bei der Basedow-Überfunktion wird über ein bis anderthalb Jahre behandelt.

    Bei der Autonomie in der Regel nur, bis eine definitive Therapie (Operation oder RJT) durchgeführt werden kann.

    Ausnahmen:

    • Patienten mit höherem Lebensalter und/oder sehr schweren Erkrankungen, denen eine Operation oder Radiojodtherapie nicht zugemutet werden soll.
    • Patienten, die beide Therapieformen ablehnen.

     

     

     

  • Welche Nebenwirkungen der Medikamente gibt es?

    Es wird zwischen seltenen und häufigeren Nebenwirkungen unterschieden.

    Häufigere Nebenwirkungen sind:Juckreiz, leichte Veränderungen bei den weißen Blutkörperchen, leichte Erhöhungen der Leberwerte, geringe Gelenk- oder Muskelschmerzen, Geschmacks- und Geruchsstörungen, Kopfschmerzen und Bauchschmerzen, gelegentlich auch Haarausfall. Seltene (meist schwerwiegende Nebenwirkungen):

    • drastischer Abfall der Bildung der weißen Blutkörperchen,
    • Gallenrückstau,
    • vermehrte Durchlässigkeit der Blutgefäße,
    • Blutzuckerabfall.

    Durch die engmaschigen Kontrollen und die Überprüfung der entsprechenden Laborparameter sind die Nebenwirkungen in der Regel jedoch rasch erkennbar und durch Absetzen der Medikamente bzw. durch eine entsprechende Therapie behandelbar.

  • Wie wird bei Nebenwirkungen der Medikamente vorgegangen?

    Bei geringen Nebenwirkungen: Umstellung auf ein anderes Präparat.

    Bei schweren Nebenwirkungen: unverzügliches Absetzen, symptomatische Therapie mit anderen Medikamenten, z.B. Betablocker, Einsetzen eines Stimulationsfaktors zur Bildung von weißen Blutkörperchen, Antibiotika, frühzeitige definitive Therapie der Überfunktion.

  • Kann eine Therapie auch in der Schwangerschaft durchgeführt werden?

    Ja. Bei einer Überfunktion in der Schwangerschaft mit Symptomen muss sogar eine Behandlung durchgeführt werden, da sonst während des Schwangerschaftsverlaufs vermehrt mit Komplikationen gerechnet werden muss. Es wird die niedrigst mögliche Dosierung ohne Kombination mit Schilddrüsenhormonen eingesetzt.

    Die Präparate sind nicht schädigend für das Kind, sie führen jedoch zu einer unnötigen Unterfunktion der kindlichen Schilddrüse.

  • Können auch Kinder behandelt werden?

    Ja. Bei Kindern, die an Morbus Basedow leiden, wird eine längere Therapiedauer gewählt (zwei bis in Einzelfällen fünf Jahre).

  • Radiojodtherapie

    Gibt es eine Altersgrenze für die Radiojodtherapie?
    Nein. Die Altersgrenze wurde aufgehoben, so dass die Radiojodtherapie im Prinzip auch bei Kindern möglich ist.

    Kann die RJT ambulant durchgeführt werden?
    Nein. Die restriktive Gesetzgebung in Deutschland und die Auslegung der Strahlenschutzbestimmungen lässt die Radiojodtherapie leider nur unter stationären Bedingungen zu. Es besteht jedoch die Möglichkeit, im benachbarten europäischen Ausland die Therapie ambulant durchzuführen und, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen, wieder nach Deutschland zurückzukehren.

    Wann wird eine Radiojodtherapie bevorzugt durchgeführt?
    Bei kleineren Schilddrüsen, wenn kein Bösartigkeitsverdacht vorliegt.

    Wann darf eine Radiojodtherapie nicht durchgeführt werden?
    Bei Schwangerschaft, Stillen, Kinderwunsch innerhalb des nächsten halben Jahres, bei ausgeprägter Überfunktion (Vorbehandlung notwendig). Ebenso bei großen Schilddrüsen mit Einengung der Luftröhre oder zusätzliche Knoten mit Bösartigkeitsverdacht sollte keine Radiojodtherapie durchgeführt werden.
    Unsere Praxis empfiehlt die Radiojodtherapie nicht bei Basedow-Überfunktion als primäre Behandlungsmaßnahme, wenn Augenzeichen vorhanden sind, da es häufiger zur Verschlechterung der Augenbeschwerden kommt.

    Welche Nebenwirkungen gibt es bei der Radiojodtherapie?
    Es kann zu einer Unterfunktion kommen, die jedoch durch Schilddrüsenhormon leicht ausgeglichen werden kann.
    Die Verschlechterung der Augenzeichen wurde bereits angesprochen. Eine Entzündung mit Schmerzen kommt gelegentlich vor in der Nach-Behandlung bösartiger Schilddrüsenerkrankungen, da höhere Dosen gegeben werden.

    Wird durch die Radiojodtherapie Krebs ausgelöst?
    Nein. Es gibt seit vielen Jahre Untersuchungen und Vergleiche von radiojodtherapierten Patienten mit vergleichbaren Bevölkerungsgruppen, die nicht radiojodbehandelt wurde.
    Häufigeres Auftreten von Leukämien oder anderen Krebsarten konnte nicht beobachtet werden.

    Die Strahlenexposition einer Radiojodtherapie gutartiger Erkrankungen liegt in der Größenordnung einer Computertomographie.

  • Operation

    Wann wird eine Operation bevorzugt?

    • Als Erstbehandlung des Morbus Basedow
    • bei nicht beherrschbarer Überfunktion nach Jodbelastung
    • bei großen Schilddrüsen über 40 Gramm
    • bei zusätzlichen Knoten oder Bösartigkeitsverdacht
    • bei deutlichen Nebenwirkungen einer thyreostatischen Therapie als Sofortmaßnahme
    • als Erstmaßnahme bei der Autonomie
    • bei großer Schilddrüse
    • zusätzlichen Knoten
    • Kontraindikation für Radiojodtherapie
    • oder bei Ablehnung einer Radiojodtherapie.

    Wann darf eine Operation nicht durchgeführt werden?

    Bei einer schweren Überfunktion, die nicht behandelt ist.

    Ausnahmen:

    • Bei nicht beherrschbarer Überfunktion bei hoher Jodbelastung.
    • Notfallmaßnahme bei einer thyreotoxischen Krise.

    Wie viel Schilddrüsengewebe wird entfernt?

    Je nach Diagnose:

    Bei knotigen Veränderungen besteht das Ziel alle Knoten zu entfernen und das gesunde Gewebe weitgehend zu erhalten.

    Bei der Basedow-Überfunktion ist das Ziel die Überfunktion definitiv zu beseitigen und ein Rezidiv zu vermeiden. Dies lässt sich nur dadurch erreichen, dass die Schilddrüse weitestgehend entfernt wird, der belassene Rest darf nicht größer als 3 bis 4 ccm sein. Dadurch wird von vornherein und ganz bewusst eine Unterfunktion, die ausgeglichen wird, angestrebt.

    Welche Behandlung ist nach der Operation notwendig?

    Es hängt davon ab, welche Schilddrüsenfunktion nach der Operation besteht:

    Bei der Basedow-Operation ist in der Regel immer eine lebenslange Behandlung mit Schilddrüsenhormonen notwendig.

    Bei der Autonomietherapie hängt es davon ab, wie viel Schilddrüsenrestgewebe noch nach dem Eingriff vorhanden ist.

    Wie wirksam ist die Operation?

    Bei der Basedow-Überfunktion gibt es kaum Rezidive.

    Bei der Autonomie kann u.U. nach einigen Jahren an anderer Stelle erneut autonomes Gewebe entstehen.

    Beim Ersteingriff werden jedoch über 90% der Überfunktionskranken geheilt. In der gleichen Größenordnung liegt auch die Wirksamkeit der Radiojodtherapie.

    Welche Komplikationen ergeben sich bei der Operation?

    Die wichtigste Komplikation ist die Schädigung der Stimmbandnerven. Ein wichtiger Faktor in der Vermeidung dieser Komplikation ist die Erfahrung des Chirurgen.

    In einem Krankenhaus mit ausreichender Erfahrung ist eine komplette Durchtrennung eines Stimmbandnervs eine Seltenheit. Die Rate der vorübergehenden Schädigungen, die sich wieder erholen, liegt bei 1-2%.

    Eine weitere Komplikation kann auftreten, wenn Nebenschilddrüsengewebe mit entfernt wird. Die Komplikationsrate liegt bei ca. 1-2% (für die vorübergehende Schädigung).

    Eine permanente (dauerhafte) Schädigung oder Ausfall der Nebenschilddrüsenfunktion kommt nur vor bei kompletter Entfernung der Schilddrüse wegen Bösartigkeit, wenn kein NSD Gewebe zurück implantiert wurde.

    Wie sieht die Nachsorge nach Operation aus?

    Nach der Operation wird die Stimmbandfunktion geprüft, ferner wird der Calciumwert untersucht (Nebenschilddrüsenschädigung?).

    Nach etwa drei Monaten wird die Restgröße der Schilddrüse durch Ultraschall und/oder Szintigraphie bestimmt. Unmittelbar postoperativ wird eine Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormon eingeleitet. Wenn bei Operationen größere Reste übrig geblieben sind, wird zunächst mit Jod behandelt.

    Die weiteren Kontrolluntersuchungen werden nach sechs und zwölf Monaten sowie dann später in einjährigen Abständen durchgeführt. Diese Maßnahme dient dazu, Rezidive frühzeitig zu erkennen und ggf. Veränderungen in der Therapie vorzunehmen.