Ratgeber
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Hyperthyreose
Der Fachbegriff für eine Schilddrüsenüberfunktion lautet Hyperthyreose. Der Wortteil "Hyper" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "über (-hinaus), oberhalb". "Thyreose" ist das griechische Wort für "Schilddrüsenkrankheit". Demnach produziert die Schilddrüse bei einer Hyperthyreose im Übermaß Hormone. Den Körperzellen steht infolgedessen eine größere Menge dieser Schilddrüsenhormone zur Verfügung, als sie eigentlich benötigen. Dadurch wird der Stoffwechsel (Umwandlung von Nahrung in Energie) kräftig angekurbelt. Die Nährstoffe werden wesentlich rascher verbrannt, so dass die Zellen schnell wieder Nachschub brauchen.
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Welche Symptome gehen mit einer Schilddrüsenüberfunktion einher?
Alle Organe benötigen Schilddrüsenhormone für ihre Funktionsfähigkeit. Auch die Psyche wird von der Schilddrüse beeinflusst. Da die Schilddrüsenhormone im gesamten Organismus für einen normalen Ablauf verschiedener physiologischer Vorgänge sorgen, wirkt sich ein Überfluss auf vielfache Weise aus:
- erhöhte Herzfrequenz bei jüngeren Patienten (häufig mehr als 100 Schläge/min)
- Herzrhythmusstörung bei älteren Patienten mit bereits vorgeschädigtem Herz-Kreislauf-System
- erhöhter Blutdruck
Magen-Darm-Trakt
- krampf- und kolikartige Beschwerden aufgrund einer beschleunigten Magen-Darm-Passage
- Abnahme des Körpergewichts (raschere Darmpassage bewirkt geringere Ausnutzung der Nährstoffe und Verlust von Kalorien)
- Appetitsteigerung zu Beginn der Hyperthyreose mit vermehrter Nahrungsaufnahme und sogar Körpergewichts-Zunahme
- aber auch Appetitverlust und das Gefühl der "Magenverstimmung" zu Beginn der Hyperthyreose
Energieverbrauch
- vermehrtes Schwitzen als Folge einer Steigerung des Energieverbrauchs
- warme, gut durchblutete, eher rötliche und feuchte Haut
- Haarausfall
Psyche
- Unruhe
- Reizbarkeit
- Rastlosigkeit
- Ungeduld
- emotionale Labilität
Nervensystem und Muskulatur
- Zittern der Hände
- vermehrter Abbau von Eiweiß
- Rückbildung der Muskulatur
- Muskelschwäche
- Patienten fühlen sich innerlich angetrieben und rastlos, sind jedoch gleichzeitig permanent erschöpft
Skelettsystem
- Begünstigung von Osteoporose (Verlust bzw. Verminderung von Knochensubstanz)
- Menstruationsstörungen (Verkürzung, Verlängerung oder Ausbleiben der Periode)
- Beeinflussung der Fruchtbarkeit (z.B. Unfruchtbarkeit)
- Schwangerschaft: Mißbildungen des Feten bei Nichtbehandlung der Überfunktion
- Beim Mann Rückgang des Sexualtriebes.
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Wie entsteht eine Hyperthyreose?
Eine Zunahme autonomer Zellen in einem Jodmangelkropf, eine Autoimmunkrankheit oder eine höhere Joddosierung bei vorbestehender aber nicht bekannter Überfunktionsneigung können zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen.
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Warum kann eine funktionelle Autonomie der Schilddrüse eine Funktionsstörung zur Folge haben?
Bei einer Schilddrüsenvergrößerung infolge Jodmangels und bei entsprechender Mutation einzelner Schilddrüsenzellen können sich sogenannte "heiße" Knoten bilden. Diese überaktiven Knoten bestehen aus Zellen, die sich von der Steuerung durch Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) und Hypophyse (Hirnanhangdrüse) nicht länger beeinflussen lassen. Sie gehen hinsichtlich der Hormonproduktion ihren eigenen Weg. Funktionell autonome Zellen kommen auch in der gesunden Schilddrüse vor. Je nach Menge ergibt sich eine Euthyreose (normale Schilddrüsenfunktion), eine latente (versteckte) oder eine manifeste (offensichtliche) Hyperthyreose.
Die Ärzte unterscheiden verschiedene Autonomie-Formen. Liegt nur ein überaktiver Knoten vor, spricht man von einer unifokalen Autonomie (frühere Bezeichnung: autonomes Adenom); Häufigkeit: ca. 30%). Bei einer multifokalen Schilddrüsenautonomie (Häufigkeit: ca. 50%) sind mehrere autonome Zellareale über die Schilddrüse verteilt. Schließlich gibt es noch die disseminierte Autonomie (ca. 20%), die engmaschige Verteilung der veränderten Zellgebiete auf die gesamte Schilddrüse.
Nimmt die Menge an autonomen Zellen zu, kommt es zu einer entsprechenden Gegenregulation durch Hypothalamus und Hypophyse, indem weniger TSH (die Schilddrüse stimulierendes Hormon) gebildet wird. Wenn dieser Kompensationsmechanismus bei weiterer Zunahme autonomen Gewebes nicht mehr ausreicht, übersteigt die unabhängige Hormonproduktion den Bedarf des Organismus. Es entsteht zunächst eine latente, später klinisch manifeste Hyperthyreose.
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In welchem Zusammenhang steht ein Jodüberschuss zur Hyperthyreose?
Die Gabe von Jod in höherer Dosierung kann bei vorbestehender Schilddrüsenkrankheit eine Hyperthyreose auslösen. Es wird davon ausgegangen, dass etwa 15% aller Hyperthyreosen auf diese Weise entstehen. Auslöser sind besonders jodhaltige Röntgenkontrastmittel und jodhaltige Medikamente.
Am häufigsten liegt einer jodinduzierten Hyperthyreose – wie diese Erkrankung wissenschaftlich bezeichnet wird – die funktionelle Schilddrüsenautonomie zugrunde, aber auch eine Immunhyperthyreose (Syn.: Morbus Basedow, Graves' disease) kann durch eine hochdosierte Jodgabe ausgelöst werden.
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Wie entsteht die Autoimmunkrankheit, die zu einer Hyperthyreose führt?
Bei der Basedow’schen Krankheit kommt es in den meisten Fällen zur Überfunktion der Schilddrüse, der sogenannten Immunhyperthyreose. Die Häufigkeit der Immunhyperthyreose in der Bevölkerung beträgt etwa 6%, die Häufigkeit der Immunhyperthyreosen an der Gesamtzahl der Hyperthyreosen etwa 40%. In Japan und den USA beruhen hingegen über 95% der Überfunktionen auf der Basedow'schen Krankheit (sie wird dort Graves' disease genannt). Aufgrund einer guten allgemeinen Jodversorgung kommen dort viel seltener funktionelle Autonomien vor als in Deutschland.
Man geht davon aus, dass an der Immunhyperthyreose genetische und immunologische Faktoren, aber auch Umweltfaktoren und psychosoziale Faktoren beteiligt sind.
Bei einer Autoimmunkrankheit richtet sich das körpereigene Abwehrsystem, welches den Organismus vor Krankheitserregern schützen soll, gegen den eigenen Körper und fügt ihm Schaden zu. Die Basedow’sche Krankheit und die Hashimoto-Thyreoiditis zählen zu den Autoimmunkrankheiten.