Ratgeber
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Was ist eine Unterfunktion der Schilddrüse?
Eine Unterfunktion der Schilddrüse hat zur Folge, dass alle Funktionen des Organismus langsamer und schwächer werden. Sie wird als Mangel an Schilddrüsenhormonen definiert - wenn also zuwenig Schilddrüsenhormone im Blut vorhanden sind.
Der medizinische Ausdruck für die Schilddrüsenunterfunktion lautet "Hypothyreose".
Die Häufigkeit dieser Krankheit wird auf rund 10% der Bevölkerung geschätzt; davon sind etwa 2-4% bereits deutlich ausgeprägt (man spricht dann von "manifester Hypothyreose"), 6-8% der Fälle befinden sich noch in einer Vorstufe zur Unterfunktion (man spricht dann von "latenter oder subklinischer Hypothyreose").
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Welche Ursachen sind für das Auftreten einer Schilddrüsenunterfunktion verantwortlich?
Es gibt verschiedene Ursachen für das Auftreten einer Unterfunktion.
In der Reihenfolge ihrer Häufigkeit aufgezählt sind dies:
- Autoimmunthyreoiditis (bekannt auch als Hashimoto-Thyreoiditis)
- Zustand nach Schilddrüsenoperation
- Zustand nach Radiojodtherapie der Schilddrüse
- Therapie mit Schilddrüsenblockern (sogenannte Thyreostatika). Nur vorübergehende Unterfunktion, solange therapiert wird.
Seltenere Ursachen:
- Extremer Jodmangel, Lithium-Therapie
- Angeborene Form - etwa 1 auf 4000 Kinder werden mit einer Unterfunktion geboren.
Weitere seltenere Ursachen können sein:
- Strahlentherapie im Bereich des Kopfes und Halses
- übergeordnete Formen (Störungen der Hypophyse)
- verschiedene Medikamente.
Die häufigste Ursache für die Schilddrüsenunterfunktion im Erwachsenenalter ist eine "Hashimoto-Thyreoiditis". Sie betrifft etwa 3-5% der erwachsenen Bevölkerung.
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Woran kann man eine Unterfunktion feststellen?
Eine Unterfunktion kann selber vermutet werden, muss aber bei Verdacht immer durch eine Blutuntersuchung durch den Haus- oder den Facharzt bestätigt werden.
Es gibt verschiedene körperliche Anzeichen und Symptome, die auf eine Unterfunktion hinweisen:
1. Herz-Kreislaufsystem
- Erniedrigte Pulsfrequenz (langsamer Puls)
- niedriger Blutdruck.
2. Psyche, Nervensystem
- Müdigkeit
- vermehrtes Schlafbedürfnis
- Desinteresse
- depressive Verstimmung
- Antriebsmangel
- Gedächtnisschwäche
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Intelligenzdefizit bei Kindern
- Libido.
3. Haut und Hautanhangsgebilde
- Kühle und trockene Haut
- trockene und stumpfe Haare
- vermehrter Haarausfall
- brüchiges und langsames Wachstum der Nägel.
4. Blut
- Blutarmut (Anämie)
- Anstieg der Blutfette (Cholesterin).
5. Muskulatur
- Muskelschwäche
- Krämpfe
- Taubheitsgefühl in Armen und Beinen
- Verzögerung der Skelettreife und des Längenwachstums bei Kindern.
6. Stoffwechsel
- Verminderter Grundumsatz
- Gewichtszunahme
- aufgetriebenes Gesicht
- Wassereinlagerungen (Ödeme)
- Verstopfung (Obstipation).
7. Stimme
- Rauhe Stimme.
8. Kinder
- Wachstumsbehinderung
- gestörte psychosoziale Entwicklung
- Hyperaktivität.
9. Frauen
- Veränderungen der Zyklusdauer
- Veränderung der Intensität der Monatsblutung
- Unfruchtbarkeit
- Beeinträchtigung der Schwangerschaft.
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Welche Untersuchungen führt der Arzt durch?
Die wichtigste Maßnahme von Seiten des Hausarztes ist es, überhaupt an die Möglichkeit einer Unterfunktion der Schilddrüse zu denken!
Die wichtigste Untersuchung ist die Blutabnahme und die Prüfung der Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut.
Der Arzt wird veranlassen, dass Ihr Blut folgendermaßen untersucht wird:
Messung der Konzentration des basalen TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon = Hormon aus der Hirnanhangsdrüse, welches die Schilddrüse stimuliert).
Messung der Konzentration des freien Thyroxins, abgekürzt: fT4 (freier, nicht an Eiweiß gebundener Anteil des wichtigsten, in der Schilddrüse gebildeten Hormons).
Um die Ursache für die Unterfunktion zu klären, ist es in manchen Fällen darüber hinaus sinnvoll, sogenannte Antikörper im Blut zu messen.
Antikörper sind gegen Bestandteile der Schilddrüsenzelle gerichtet und lassen sich nachweisen, wenn eine Hashimoto-Thyreoidits (häufigste Ursache der Unterfunktion bei Erwachsenen) besteht.
An weiteren Untersuchungen kann es ferner notwendig sein eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse durchzuführen und ggf. (wenn Knoten nachweisbar sind) auch eine Szintigraphie anzuschließen.
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Wie wird die Unterfunktion behandelt?
Die Behandlung einer Unterfunktion der Schilddrüse besteht darin, das fehlende – von der Schilddrüse nicht mehr hergestellte – Hormon zu ersetzen. Dies geschieht durch Zufuhr von künstlichem (synthetischen) Hormon in Form von Tabletten. Dieses Hormon ist chemisch nicht vom körpereigenen Hormon zu unterscheiden. Es gibt daher – die richtige Dosierung vorausgesetzt – keinerlei Nebenwirkungen durch eine Behandlung mit Schilddrüsenhormon-Tabletten.
Als Standardtherapie der Unterfunktion gilt die Zufuhr des Hormons Thyroxin (Haupthormon der Schilddrüse), daneben gibt es noch ein weiteres Hormon, das Trijodthyronin (T3), das in geringerer Menge vorkommt, das aber in aller Regel nicht zur Therapie verwendet wird. Der Grund hierfür liegt darin, dass aus dem Haupthormon Thyroxin durch bestimmte Enzyme durch Abspaltung eines Jodatoms genau die richtige Menge T3 vom Organismus selber hergestellt wird.
Die Thyroxin-Tabletten gibt es von verschiedenen Herstellern: z.B. L-Thyroxin Henning, Euthyrox Merck, Berlthyrox Berlich-Chemie, etc.
Ihr Arzt wird zunächst mit einer kleinen Menge des entsprechenden Präparates die Therapie beginnen und nach einigen Wochen durch eine erneute Blutuntersuchung prüfen, ob diese Menge ausreicht. Ist dies nicht der Fall, wird die Dosis erhöht und erneut nach einigen Wochen überprüft. Dieses Verfahren wird solange fortgesetzt, bis die individuell richtige Menge an zugeführtem Schilddrüsenhormon erreicht ist. Danach genügen in der Regel jährliche Kontrolluntersuchungen.
Die Symptome der Unterfunktion verschwinden innerhalb weniger Monate. Die Behandlung ist für die allermeisten Patienten lebenslang notwendig.
Manche Patienten nehmen mehr Hormone als sie müßten, in der Hoffnung, Gewicht abzunehmen. Allerdings kann dies zu einer Überfunktion (Überversorgung mit Hormonen) führen. Es kann dabei zu Langzeitkomplikationen kommen, wie die Osteoporose. Daher sollte der Patient unbedingt nur die Thyroxin-Menge einnehmen, die der Arzt verordnet hat. Da sich die Menge der Schilddrüsenhormone im Laufe des Lebens ändern kann, sollte einmal im Jahr ein Test bei einem Schilddrüsenspezialisten durchgeführt werden.