Ratgeber
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Lage der Schilddrüse
Die Schilddrüse liegt im vorderen Halsbereich, unterhalb und seitlich des Schildknorpels des Kehlkopfes. Daher kommt der Name „Schild“-drüse.
Die endgültige Lage der Schilddrüse ergibt sich während der Entwicklungsphase des Embryos: Sie wandert von einer Region unterhalb der Zunge in die untere Halsregion. Manchmal bleibt sie jedoch auf diesem Wege „stecken“: Die dann geborenen Kinder haben eine so genannte „Zungengrundstruma“, die eine häufige Ursache für eine (angeborene) Unterfunktion darstellt.
Das mittlere Gewicht der Schilddrüse beträgt bei erwachsenen Frauen bis 18 g, bei Männern 20 bis 25 g. Bei Kindern ist das Gewicht abhängig vom Lebensalter. Werte, die oberhalb dieser Zahlen liegen, bezeichnet man als Vergrößerung der Schilddrüse (medizinischer Ausdruck: Struma).
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Wofür ist die Schilddrüse da?
Die Schilddrüse ist eine endokrine Drüse. "Endokrin" bedeutet: nach innen, in den Körper hinein.
Das heißt, dass das Produkt der Schilddrüse, die Schilddrüsenhormone, nach innen, in die Blutbahn abgegeben (sezerniert) werden. Die von der Schilddrüse produzierten Hormone sind für alle Organe und den gesamten Stoffwechsel unverzichtbar. Die Schilddrüsenhormone wirken in allen Körperzellen, so dass sie sowohl für das körperliche als auch das psychische Wohlbefinden wichtig sind.
Bei Neugeborenen würde ein angeborener Mangel an Schilddrüsenhormonen zu schwersten körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen und Verzögerungen führen. Aus diesem Grund wird bei Neugeborenen seit Anfang der 1980er Jahre routinemäßig eine Screening-Untersuchung durchgeführt, bei der eine angeborene Unterfunktion erkannt wird, die unverzüglich durch Schilddrüsenhormontabletten ausgeglichen wird.
Das vollständige Fehlen der Schilddrüsenhormone über längere Zeit ist mit dem Leben nicht vereinbar.
Ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen kann – ebenso wie ein Zuwenig – zu vielfältigen körperlichen und psychischen Störungen/Erkrankungen führen. Auf die Einzelheiten wird in den noch folgenden Beiträgen eingegangen.
Die Schilddrüse bildet und speichert die Hormone Trijodthyronin und Tetrajodthyronin. (Eiweißstoff Thyreoglobulin, innerhalb der Zelle) und sezerniert Abkürzungen: T3 und T4, je nach Anzahl der Jodatome: T3 enthält drei, und T4 vier Jodatome.
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Wie kann eine Vergrößerung der Schilddrüse (Struma) entstehen?
Jod wird als wichtiger Bestandteil der Hormone benötigt. Der tägliche Bedarf liegt bei 150 bis 200 µg.
Jod gelangt im Darm über die Nahrung passiv in das Blut, und wird aus der Blutbahn aktiv in die Schilddrüse aufgenommen.
Früher, bis in die 90er Jahre, bestand in Deutschland ein nahrungsbedingter Jodmangel. Daher kam es bei vielen Menschen zu einer zu niedrigen Jodaufnahme mit der Nahrung mit der Folge der Bildung einer Vergrößerung (Struma, Kropf) der Schilddrüse. Bei länger bestehendem Jodmangel und bestehender genetischer Disposition entstanden neben der Vergrößerung auch Knotenbildungen (kalte und heiße Knoten).
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Was passiert mit den Schilddrüsenhormonen?
Die in der Schilddrüsenzelle gebildeten Hormone werden nicht sofort in das Blut abgegeben, sondern erst in einem besonderen Raum, dem Kolloid gespeichert (gebunden an den Eiweißstoff Thyreoglobulin).
Bei Bedarf werden sie zusammen mit dem Thyreoglobulin wieder in die Zelle zurücktransportiert und von dort in die Blutbahn abgegeben.
In der Blutbahn werden die Schilddrüsenhormone zu über 99% an ein spezielles Trägereiweiß (Bezeichnung: Thyroxin bindendes Globulin) gebunden. Daraus ergibt sich eine längere Verweilzeit im Organismus (T4 ca. 1 Woche, T3 ca. 2 Tage).
Wären die Hormone nicht an Trägereiweiß gebunden, würden sie durch die ständige Ausscheidung über die Nieren den Körper viel früher verlassen.
Vom gebundenen Hormon wird ständig eine kleine Hormonmenge als freies Hormon abgegeben; nur dieses gelangt in die Körperzelle.
Schilddrüsenhormone wirken auf alle Körperzellen. T3 ist das Hormon, das in die Zelle hinein gelangt. Dazu wird vom T4-Molekül (mit 4 Jodatomen) durch ein bestimmtes Enzym ein Jodatom abgespalten, so dass T3 (mit 3 Jodatomen) entsteht.
T3 wirkt im Inneren der Zelle, im Zellkern und dort an bestimmten Stellen der DNA (Erbinformation, Erbgut) auf die Eiweißsynthese und aktiviert und beschleunigt die Bildung von Enzymen und Proteinen.
Aufgrund ihrer Wirkung auf alle Zellen des Körpers wird es verständlich, dass bei einem Zuviel oder Zuwenig von Schilddrüsenhormonen vielfältige Symptome auftreten können: Sie reichen vom Nervensystem/Psyche über Herz, Magen-Darm-Trakt, Muskulatur, Knochen, Haut, Haare, Keimdrüsen und peripheren Nerven.
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Steuerung der Schilddrüsenhormone
Die Schilddüsenzellen und ihre Aktivität unterliegt einer Regulation, die – ähnlich einem Thermostat einer Heizung – eine konstante Konzentration der Hormone im Blut aufrecht erhält.
Die übergeordnete Zentrale ist die Hypophyse (Hirnanhangdrüse). Sie produziert das Hormon TSH (Thyreoidea [= Schilddrüse] stimulierendes Hormon).
Bei einem Zuwenig an Schilddrüsenhormonen im Blut wird die TSH-Produktion erhöht und damit die Schilddrüse zu höherer Arbeit angeregt.
Bei einem Zuviel wird TSH vermindert und damit die Schilddrüsenfunktion reduziert.
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Besonderheiten
Hinter der Schilddrüse liegt ein Nerv, der die Stimmbänder versorgt. Wird er bei einer Schilddrüsenoperation versehentlich verletzt, kommt es zum Stillstand eines Stimmbandes. Die Nebenschilddrüsen (4) haben außer ihrer Lage an den oberen und unteren Polen mit der Schilddrüse nichts zu tun, sie produzieren ein Hormon, das die Regulation der Calciumkonzentration steuert. Bei einer versehentlichen Entfernung bei einer Schilddrüsenoperation kommt es daher zu Störungen des Calciumstoffwechsels. In die Schilddrüse eingestreut gibt es noch so genannte C-Zellen. Diese haben ebenfalls von ihrer Funktion her mit der Schilddrüse nichts zu tun, sie produzieren das Hormon Calcitonin, das ebenfalls in der Regulation der Calciumkonzentration eine wichtige Rolle spielt.
Von den C-Zellen kann ein seltener, bösartiger Schilddrüsentumor – C-Zell- oder medulläres Karzinom – seinen Ausgang nehmen.
Das Hormon Calcitonin ist daher ein wichtiger Tumormarker zum Aufspüren und zur Nachsorge dieses Tumors.